Für Bibliotheken
Bei den Gameguides geht es darum, in Bibliotheken ein außerschulisches Angebot für Kinder und Jugendliche zu schaffen. Gaming ist und bleibt ein fester Bestandteil der Lebensrealität junger Menschen. Viele Bibliotheken haben das bereits erkannt und ihr Angebot entsprechend angepasst. Videospiele sind längst in den ausleihbaren Beständen zu finden, und auch die eine oder andere Gaming-Konsole steht den Nutzerinnen und Nutzern zur Verfügung.
Mit den Gameguides möchten wir das vorhandene Interesse der Jugendlichen aufgreifen und interessierten Bibliotheken die Möglichkeit bieten, bereits vorhandene Ressourcen zu nutzen – oder durch das Projekt eine Grundlage für die Anschaffung und den Bestandsaufbau im Bereich Gaming zu schaffen.
Als Bibliothek:
- bietet ihr den Gameguides einen Raum, um sich losgelöst von bestehenden Strukturen kreativ zu entfalten.
- baut ihr Barrieren ab und schafft Chancengleichheit durch die Bereitstellung von Konsolen, Endgeräten und Spielen.
- fördert ihr Medienkompetenz, indem ihr Kinder und Jugendliche bei der kritischen Einordnung und Bewertung von Videospielen begleitet.
Wenn ihr Interesse habt, an dem Projekt teilzunehmen, findet ihr hier weitere Informationen zur Vorbereitung, zum Ablauf und zur Webseite.
Gameguides

Checkliste
Eine Gameguides-Redaktion in der eigenen Bibliothek zu betreuen, erfordert gewisse Voraussetzungen. Ihr könnt euch an dieser Checkliste orientieren, welche Voraussetzungen ihr bereits erfüllt und was ihr eventuell noch benötigt.
Interessierte Bibliotheken müssen drei Grundlagen erfüllen:
Bereitschaft, langfristig Personal und Zeit in das Projekt zu investieren.
Offenheit für Mitgestaltungsprozesse beim Bestandsaufbau im Bereich Gaming.
Technische und räumliche Ausstattung für den praktischen Prozess des Projekts.
Aufgaben und Anforderungen:
Vorbereitung
- Vorstellung des Projektes an einer lokalen Schule
- Sicherung schulischer Anerkennung für die Teilnehmenden
- Anwerbung einer Gameguides-Gruppe (Nutzung der Einverständniserklärung)
Durchführung
- Regelmäßige (z.B. 1x wöchentlich), von Bibliothekspersonal begleitete Treffen mit der Gruppe
- Planung der Treffen und potenzielle Anleitung der Jugendlichen
- Bereitstellung / Beschaffung der gewünschten Videospiele
Ausstattung
- Technische Ausstattung für das Spielen von Videospielen (Zum Beispiel: Konsolen, PC, Bildschirm, Controller, Lautsprecher, etc.)
- Technische Ausstattung für die Planung, Recherche und Bearbeitung der Rezensionen (Internetfähiges Endgerät)
- Räumliche Ausstattung, zum Beispiel: Sitzgelegenheiten, Tische zum Arbeiten, einen für den Zeitraum der Nutzung geschlossenen Raum oder ein klar
abgegrenzter Bereich
Wie arbeiten Gameguides?
Die Jugendlichen wählen eigenständig aus, welche Spiele gespielt werden sollen. Einschränkungen ergeben sich lediglich durch festgelegte Kriterien wie die USK-Freigabe, die verfügbare Spieleplattform und die Beschaffungsmöglichkeiten. So können beispielsweise Titel mit einer USK 16 nicht von unter 16-Jährigen gespielt werden, und Spiele, die ausschließlich für die Xbox verfügbar sind, lassen sich in einer Bibliothek mit einer anderen Konsole nicht bereitstellen.
Sobald die Spielwünsche feststehen, übernimmt die Bibliothek die Bereitstellung. Dabei sollen die Spiele bevorzugt in folgender Reihenfolge beschafft werden: Eigenbestand (Bestandsaufbau), Leihverkehr, überregionaler Leihverkehr. Die Aufnahme gewünschter Titel in den Eigenbestand – unter Mitbestimmung der Gameguides – würdigt die Jugendlichen als Gaming-Experten und nutzt ihre Expertise. Zudem erleichtert dies das ausführliche Testen der Spiele nach der Auswahl. Denn je nach Genre und Umfang kann eine längerfristige Leihverkehrslösung organisatorisch aufwendig sein.
Nach ausgiebigem Testen der Spiele widmen sich die Gameguides der Planung, Recherche und Erstellung der Rezensionen. Sie überlegen sich geeignete Bewertungskriterien, analysieren Spielmechaniken und sammeln sowohl Screenshots als auch positive und negative Aspekte, die in die Rezension einfließen sollen.
Bei der Auswahl der Bewertungskriterien könnt ihr die Gameguides unterstützen. Ziel ist es nicht, ein festes Bewertungsschema vorzugeben, sondern einen Raum zu schaffen, in dem die Jugendlichen reflektieren und gemeinsam eigene Kriterien entwickeln können. Besonders wichtig ist dabei die Anleitung zu medienkritischem Denken.
Eine erste Orientierung bietet die USK mit ihren Altersfreigabekriterien, die als Grundlage für eigene Kriterien dienen können. Die USK, wenn vorhanden, muss in den Spielrezensionen immer angegeben werden und die Gameguides sollen eine eigene Altersempfehlung abgeben. Da die USK gesetzlich bindend ist, darf ihre Empfehlung jedoch nicht die USK-Freigabe unterschreiten. Eine detaillierte Übersicht der Altersfreigaben findet sich auf der USK-Webseite.
Neben den selbst entwickelten Bewertungskriterien, können auch medienpädagogische Kriterien als Orientierung dienen. Dazu zählen beispielsweise:
- Detaillierte Analysen einzelner Spielmechaniken
- Barrierefreiheit und Einstellungen zur Verbesserung der Zugänglichkeit
- Versteckte Mechanismen, die zu längerer Spielzeit verleiten
- Kompetenzen und Fähigkeiten, die gefordert oder gefördert werden
- Vermittelte Weltanschauungen, insbesondere in Spielen mit fantastischen Elementen
Eure Aufgabe ist es, die Gameguides in ihrer Medienkompetenz zu stärken und sie zu einer kritischen Auseinandersetzung mit den Spielen zu ermutigen – ohne dabei den Spielspaß aus den Augen zu verlieren.
Das Formular auf der Webseite (zum Online-Formular) dient als Vorlage für die Spielrezensionen. Die Zugangsdaten für das Online-Formular werden euch nach Gründung eurer Gameguides-Gruppe zur Verfügung gestellt. Die Wahl des Formats bleibt den Gameguides überlassen. Ob Audio, Video oder die klassische Kombination aus Text und Bild – innerhalb der technischen Möglichkeiten sind ihrer Kreativität keine Grenzen gesetzt.
Sobald eine Rezension fertiggestellt ist, wird sie im internen Forum der Gameguides zur Abstimmung gestellt. (Eine Anleitung zur Nutzung des Forums wird auf Nachfrage bereitgestellt.) Die Mehrheit der Gameguides muss die Rezension befürworten, bevor sie veröffentlicht wird. Falls keine Mehrheit zustande kommt, kann sie überarbeitet und erneut zur Abstimmung gestellt werden. Wird die Rezension mehrheitlich angenommen, kann sie über das Online-Formular eingereicht werden, woraufhin wir sie auf der Webseite veröffentlichen.
Ideen für das erste Treffen
Nutzt die Gelegenheit, eure Gruppe kennenzulernen, und spielt gemeinsam Spiele. Die Rezensionen müssen nicht sofort im Mittelpunkt stehen. Als Anreiz können wir Folgendes vorschlagen:
- Eine gemeinsame Kennlernrunde mit Kennlernspiel, am besten mit Gamingbezug (z.B. Mario Kart Turnier, Vorstellung der jeweiligen Lieblingsspiele, etc.)
- Vorstellung und Betrachtung der Gameguides-Webseite und des Forums
- Erste Abfragen zu Spielewünschen der Gameguides
- Gemeinsame Planung der kommenden Treffen mit Festlegung von Frequenz und Zeitrahmen
Hintergrund und Bedeutung
Gaming ist längst kein Nischenthema mehr – es ist ein fester Bestandteil der Lebensrealität Jugendlicher. Immer mehr junge Menschen spielen digitale Spiele, und zwar häufiger und länger als noch vor einigen Jahren. Laut der JIM-Studie (Jugend, Information, Medien) ist die Nutzungsfrequenz von Videospielen bei allen Altersgruppen, Bildungsständen und Geschlechtern gestiegen. Während 2018 noch 58 % der Befragten angaben, täglich oder mehrmals die Woche zu spielen, waren es 2023 bereits 72 %.
Diese Entwicklung zeigt nicht nur das wachsende Interesse, sondern auch die steigende Relevanz von Gaming in der pädagogischen Arbeit mit Jugendlichen. Neben den positiven Aspekten – wie der Förderung von Teamwork, strategischem Denken und Medienkompetenz – gibt es auch Herausforderungen. Themen wie Dark Patterns, Lootboxen, FOMO (Fear of Missing Out) und Mikrotransaktionen sind Mechanismen, mit denen Spielende gezielt zum Geldausgeben animiert werden. Zudem hat die WHO (World Health Organization) 2020 die „Gaming Disorder“ als Suchterkrankung anerkannt.
Hier setzen die Gameguides an: Das Projekt ermöglicht Jugendlichen eine kritische Auseinandersetzung mit Videospielen. Sie bewerten Spiele reflektiert, setzen sich mit der USK (Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle) auseinander und entwickeln eigene Bewertungskriterien. Dadurch wird nicht nur die Medienkompetenz gestärkt, sondern auch eine verantwortungsvolle Nutzung digitaler Spiele gefördert.
Aus Sicht der Schulen
Die Bedeutung von Medien in der Bildung ist längst anerkannt. Bereits 1995 veröffentlichte die Kultusministerkonferenz die Erklärung „Medienpädagogik in der Schule“, die die Relevanz digitaler Medien betont. Seit 2019 ist die Vermittlung von Medienkompetenz verbindliche Aufgabe für Lehrkräfte in Schleswig-Holstein (weitere Informationen hier).
Die Anforderungen an Schülerinnen und Schüler in diesem Bereich sind klar definiert (Details hier).
Das Projekt Gameguides erfüllt viele dieser Anforderungen und bietet Schulen eine wertvolle Ergänzung. Es ist ein praxisnahes, außerschulisches Angebot, das Jugendlichen hilft, ihre Medienkompetenz weiterzuentwickeln – und das auf eine Art und Weise, die ihren Interessen entspricht.
Durch eine Kooperation zwischen Bibliotheken und Schulen entsteht eine Win-win-Situation:
- Jugendliche erhalten eine sinnvolle, anerkannte Möglichkeit, sich mit Gaming auseinanderzusetzen.
- Schulen profitieren von einem praxisnahen Angebot zur Medienkompetenzförderung.
- Bibliotheken positionieren sich als moderne Lern- und Erlebnisorte für junge Menschen.
Aus Sicht der Bibliotheken
Bibliotheken haben die Chance, durch eine Schulkooperation das Projekt Gameguides zu stärken und den teilnehmenden Jugendlichen einen zusätzlichen Anreiz zu bieten. Eine Kooperation mit Schulen kann dazu beitragen, dass die Leistung der Gameguides offiziell anerkannt wird – sei es durch mündliche Noten, Erwähnungen im Zeugnis oder sogar die Einrichtung eines Wahlpflichtkurses.
Die freiwillige Teilnahme am Projekt soll nicht nur eine persönliche Bereicherung sein, sondern auch wertgeschätzt werden. Viele Jugendliche sind bereits jetzt Experten im Bereich Gaming – sei es durch das eigene Spielen oder durch das Verfolgen von Inhalten auf Plattformen wie YouTube und Twitch. Dieses Wissen kann durch die Gameguides aktiv genutzt und weiterentwickelt werden.
Um interessierte Bibliotheken bei den Kooperationsgesprächen mit Schulen zu unterstützen, haben wir Materialien zusammengestellt, die als Argumentationsgrundlage dienen können.